Die Entwicklung der Abwassergebühren in Wiesbaden

Vor zwanzig Jahren sah die Welt noch völlig anders aus als heute – auch in der Hessischen Landeshauptstadt. Die Abwassergebühren wurden ausschließlich anhand des Frischwasserverbrauchs berechnet: 2,94 € pro Kubikmeter – es gab nur die Einheitsgebühr.

Dass diese ungerecht, nicht mehr zeitgemäß und zum Nachteil vieler Wiesbadenerinnen und Wiesbadener war, zeigte sich bei genauerem Hinsehen. Denn nicht nur das häusliche Schmutzwasser, sondern auch das Niederschlagswasser fließt durch das städtische Kanalsystem, wird in den Klärwerken gereinigt und verursacht Kosten. Aber gerade in Gebäuden mit großen versiegelten Flächen – z. B. Einkaufszentren mit Parkplätzen – wird nur wenig Frischwasser verbraucht. Ergebnis: Geringe Zahlung trotz hoher Einleitung von Wasser ins System.

Deshalb beschloss die Stadtverordnetenversammlung, zum 1. Januar 2004 in Wiesbaden die getrennte Abwassergebühr einzuführen: die Schmutzwassergebühr lag bei 2,15 € pro Kubikmeter, die Niederschlagswassergebühr wurde bei 0,70 € pro Quadratmeter versiegelter Fläche pro Jahr festgelegt.

Die neue Gebühr hat sich bewährt, viele Kanäle wurden in den letzten 20 Jahren saniert oder erneuert, die beiden Wiesbadener Klärwerke auf dem jeweils aktuellen Stand der Technik gehalten und optimiert. Und wohin haben sich die Gebühren in diesem Zeitraum entwickelt?

Wenn die Stadtverordnetenversammlung die neue Abwassersatzung (Anpassung der getrennten Abwassergebühren) beschließt, zahlen die Wiesbadenerinnen und Wiesbadener ab dem 1. Januar 2024, also 20 Jahre nach Einführung der getrennten Abwassergebühr 2,78 € pro Kubikmeter* und Grundstückseigentümerinnen und -eigentümer zahlen 1,08 € pro Quadratmeter versiegelte Fläche und Jahr.**

Gründe für den Anstieg beider Gebührenanteile sind im Wesentlichen die Tarifsteigerungen im öffentlichen Dienst sowie allgemeine Kostenerhöhungen in Folge des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine. Darüber hinaus schlagen sich hohe Investitionen in die Reparatur, Sanierung und Neubau von Kanälen sowie Erneuerungen im Klärwerksbau bzw. Klärwerksbetrieb in den Kosten nieder.

Hintergrundinfo: In Wiesbaden stehen auf ungefähr 85 % aller bebauten Grundstücke Wohnhäuser. Auf 53 % stehen Ein- und Zweifamilienhäuser, auf den restlichen 32 % Drei- und Mehrfamilienhäuser. 15 % der Grundstücke sind mit Industrieanlagen oder Gewerbe bebaut.

PS: Die Stadtverordnetenversammlung entscheiden ebenso über die Erhöhung der Straßenreinigungsgebühren zum 1.1.2024. Sollte sie die neue Straßenreinigungssatzung beschließen steigen die Gebühren im Durchschnitt um 21 Prozent. Für ein rund 500 m² großes Grundstück bedeutet das bei 3-maliger Reinigung der Fahrbahn (B-Reinigung) rund 5,15 € mehr pro Monat.

* Jeder Mensch verbraucht in Deutschland im Durchschnitt 128 Liter Wasser pro Tag (Statistisches Bundesamt, 2022). Jeder Mensch hat es in der Hand, weniger Wasser zu verbrauchen und damit auch seine Schmutzwassergebührenkosten zu senken.

** Flächen zu entsiegeln ist nicht nur gut für die Umwelt, sondern senkt langfristig die eigenen Niederschlagswassergebührenkosten. Informationen dazu stehen auf www.elw.de (Gebührenrechner Niederschlagswasser).