Unsere Klärwerke

Die ELW betreiben in Wiesbaden zwei Klärwerke, um das anfallende Abwasser der Landeshauptstadt zu reinigen: Das Hauptklärwerk und das Klärwerk Biebrich. Grundsätzlich werden in Kläranlagen die in der Natur ablaufenden Selbstreinigungsvorgänge der Gewässer in einem kontrollierten Prozess mit weit höherer Effizienz nachgeahmt.

Die beiden Klärwerke gehören zu den modernsten in Europa. Sie arbeiten energieautark, Grenzwerte werden mehr als eingehalten. In Wiesbaden verlässt das gereinigte Abwasser die Klärwerke sauberer als gesetzlich gefordert.

Werfen Sie einen Blick hinter die Kulissen unserer beiden Klärwerke:

Energie aus Klärgas

In den beiden Klärwerken werden durch Schlammfaulung jährlich rund 3,7 Mio m³ Faulgas erzeugt, aus welchem in Blockheizkraftwerken circa 8 Millionen kWh Strom erzeugt werden, die zum Klärwerksbetrieb eingesetzt werden. Diese Menge würde den Strombedarf von rund 2.600 Zwei-Personen-Haushalten decken.

Saubere Gewässer sind ein Thema, das in Zukunft immer wichtiger wird. Seit Jahrzehnten konzentriert sich Abwasserreinigung darauf, ungelöste Schmutzstoffe mechanisch aus dem Abwasser zu entfernen und gelöste Stoffe biologisch durch Mikroorganismen abbauen zu lassen. Das wird auf lange Sicht nicht ausreichen. Denn obwohl das auf diese klassische Weise gereinigte Abwasser aus den Wiesbadener KIärwerken alle gesetzlichen Grenzwerte mehr als einhält, befinden sich darin noch Verunreinigungen, die die Umwelt und letztlich auch den Menschen gefährden können: Mikroplastik, antibiotikaresistente Bakterien, Medikamentenrückstände und andere Spurenstoffe.

Zur Beseitigung der Spurenstoffe gab es bereits etliche Forschungsprojekte, an denen sich die ELW zum Teil beteiligt haben. Geeignete Verfahren dazu werden derzeit in Deutschland großtechnisch – das heißt auf Kläranlagen im laufenden Betrieb – erprobt.

„PLASTRAT“
Einen ganzheitlichen Blick auf das Mikroplastik-Problem in Flüssen und Seen wirft das neue Forschungsprojekt „PLASTRAT“ unter Federführung der Universität der Bundeswehr München, an dem sich die ELW beteiligen. Dabei geht es um Antworten auf die folgenden Fragen und um Lösungsstrategien dafür, die Einträge von urbanem Plastik in Binnengewässer zu verringern: Auf welchen Wegen wird Mikroplastik in die Gewässer eingetragen? Welche Bedeutung haben dabei die Kläranlagen? Welchen Einfluss können Mikroplastikpartikel auf Mensch und Umwelt haben? Welchen Einfluss haben Hersteller und Verbraucher? Wie kann freigesetztes Mikroplastik wieder sicher und effizient werden? Antworten auf diese Fragen sind wichtig, da Mikroplastik bereits in Trinkwasser und Lebensmitteln nachgewiesen wurde.
Das dreijährige Vorhaben läuft seit September 2017 und wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) mit rund drei Millionen Euro gefördert. Am Projekt „PLASTRAT“ sind zehn verschiedene Partner aus Universitäten, Forschungseinrichtungen und Unternehmen beteiligt. Zusätzlich unterstützt wird es von Betreibern von Abwasserbehandlungsanlagen, Herstellern und Vertreibern von Kunststoffen sowie Fachverbänden.

Membranverfahren
In Rahmen eines neuen Forschungsprojekts wird in diesem Jahr im ELW-Hauptklärwerk ein Verfahren erprobt, das antibiotikaresistente Bakterien zurückhält, wobei noch offen ist, ob auch die viel kleineren Resistenzgene zurückgehalten werden können. Die Firma Microdyn-Nadir hat ein membrangestütztes Pulveraktivkohleverfahren entwickelt, das dafür geeignet scheint.

Nun wird bei uns auf der Anlage getestet werden, ob dieses Verfahren im großtechnischen Maßstab funktioniert und wirtschaftlich ist. Dazu wurde Anfang Dezember 2019 ein Vertrag zwischen Microdyn-Nadir und den ELW geschlossen. Wissenschaftlich begleitet wird das Projekt vom Institut IWAR der TU Darmstadt und der Hochschule Darmstadt.

Folgende aktuelle Maßnahme wird vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit gefördert: Sanierung der Außenbeleuchtung auf dem Hauptklärwerk und dem Klärwerk Biebrich

Derzeit werden beide Klärwerken von rund 250 Quecksilberdampflampen im Außenbereich beleuchtet. Durch die Umrüstung auf LED-Technik mit einem intelligenten Steuerungssystem ist es möglich, die Beleuchtung nach Bedarf ein- und auszuschalten – zum Bespiel nur die Abschnitte auszuleuchten, in denen ein Fahrzeug unterwegs ist. Auch die Grenze zu den Bahngleisen, die aus Sicherheitsgründen jetzt noch die ganze Nacht erleuchtet ist, kann dann auf Bewegungsmelder umgestellt werden.

Das senkt den Stromverbrauch auf rund ein Zehntel, etwa 91% eingespart. Das entspricht pro Jahr einem CO²-Ausstoß von 107 Tonnen. Über eine Lebensdauer von 20 Jahren gerechnet sind das über 2.100 Tonnen. Wir sparen also nicht nur Geld, sondern tun auch außerhalb der Abwasserreinigung etwas für die Umwelt.

Adressen der Klärwerke

Hauptklärwerk, Theodor-Heuss-Ring 51, 65187 Wiesbaden (mit Google Maps öffnen)

Klärwerk Biebrich, Carl-Bosch-Straße 1, 65203 Wiesbaden (mit Google Maps öffnen)